Erfahrungen eines ehem. Studierenden (im Rollstuhl)

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Aufgrund meiner Behinderung brauchte ich mehr Zeit für mein Studium Zeit. Anstelle von neun Semestern studierte ich dreizehn Semester. Im Studium selber habe ich drunter gelitten, heute tue ich es nicht mehr! Ich habe daher länger gebraucht, da ich im Rollstuhl sitze und unter Spina Bifida leide. 

 

 

Während der Anfangszeit meines Studiums musste ich am Rücken operiert werden, wodurch ich ein ganzes Semester nicht zur Uni ging. Das war damals sehr schlimm für mich, weil ich Angst hatte so mit dem Lernstoff nicht nachzukommen. Damals dachte ich dran mein Studium abzubrechen, aber ich tat es zum Glück nicht. Als die Folgen der OP einigermaßen überstanden waren, nahm ich am Unialltag stundenweise und eingeschränkt wieder teil. Es war für mich eine willkommene Abwechslung. Ich kontaktierte am ersten Tag direkt die Behindertenberatung, die ich bereits von der Zeit vor der OP kannte. Ich meinte, ob ich nun zu allen Seminaren immer erscheinen müsste oder ob ich auch mehr als dreimal fehlen darf, wenn der Rücken mir zu weh tut. Damals erklärte mir die Beraterin, dass ich aufgrund meiner Krankheit den Nachteisausgleich beantragen könnte, dass gegen Vorlage eines ärztlichen Gutachtens die Anwesenheitspflicht in Seminaren nicht mehr für mich gelten würde. Dies machte ich und der Antrag wurde mir vom Prüfungsamt zügig bewilligt, sodass ich mich zwar von den Folgen meiner OP erholen konnte und trotzdem mit meinem Studium weiter machte. Außerdem durfte ich meine schriftlichen Arbeiten in einem Einzelzimmer mit Liege schreiben. Ich hatte immer eine halbe Stunde mehr Zeit, was toll war, da ich mich so zwischendurch für paar Minuten hinlegen konnte, da ich nicht so lange sitzen konnte. Die Dozenten und das Prüfungsamt waren sehr bemüht und hilfsbereit, sodass ich im vergangenen Jahr endlich meinen Abschluss zum Diplom-Informatiker machte. Ich bin stolz auf mich, es durchgezogen zu haben. Heute arbeite ich in der Softwareentwicklung, teilweise im Büro und teilweise von zuhause aus, was mir Spaß macht.


Ich wünsche allen Leser*innen fürs Studium und für den Berufsalltag viel Glück.

 

(Veröffentlicht von B. Schiep, 2017)